Chronik des KSV 22 Werries

Von den Anfängen bis heute …


Vor der Vereinsgründung

Schon etliche Jahre vor der Gründung des Arbeitersportvereins, wie sich der KSV 22 Werries zur damaligen Zeit nannte, übten sportbegeisterte Bürger unserer Gemeinde den Ringkampfsport aus. Die Gründung des Vereins wurde erst 1922 vollzogen. Am „Braunen Haus“ an der „Langen Reihe“ stand die Wiege des KSV 22 Werries. Hier trainierte man auf einer kleinen selbstgefertigten Matte noch unter freiem Himmel. Hier entschlossen sich beherzte Männer, die sich dem Kraftsport verschrieben hatten, den Arbeitersportverein 1922 zu gründen. Die Gründer des Vereins, die sich in den folgenden Jahren um den Fortbestand des Arbeitersportvereins verdient gemacht haben, sind bis heute nicht vergessen.

Es waren: Franz Vogler, Willi und Walter Schütze, Franz Lukassen, Fritz Paul, Konrad Meier, Emil Brehm, Fritz Kleine, Franz und Johann Adamski, u.a.

In dem nun gegründeten Arbeitersportverein Werries widmeten wir uns in der Hauptsache dem Ringersport, doch auch das Gewichtheben haben w nicht vernachlässigt. In den folgenden Jahren machte der Verein auf Grund seiner sportlichen Erfolge von sich reden. Im Bezirk Westfalen waren die Werrieser Ringer bald keine Unbekannten mehr. Franz Scheffler, Franz Ludwiczak und Leo Gruber waren nicht nur im heimischen Raum durch ihre sportlichen Erfolge bekannt. Die Ringermannschaft zählte über Jahre hinaus zur Spitze im westfälischen Bezirk.

Das vorläufige „aus“

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde dem aufstrebenden Arbeitersportverein Einhalt geboten. Die Regierung löste den Verein auf und enthob den Vorstand seinen Ämtern. Die SA beschlagnahmte alle Sportgeräte, sowie sämtliche Vereinsunterlagent. Der Aufforderung, sich einem Verein der NSDAP anzuschließen, kamen viele der damaligen Mitglieder nicht nach.

In der Zeit von 1933 bis 1945 kam der Ringkampfsport in der Gemeinde Werries zum Erliegen.

Nach dem II. Weltkrieg waren unsere Sportler sofort bereit, ihren alten Verein wieder neu aufzubauen. Da sie jedoch ohne finanzielle Mittel waren und kaum Trainingsgeräte zur Verfügung standen, entschloss man sich, mit allen Sporttreibenden der Gemeinde unter dem Namen des TuS Werries zu trainieren. Doch im Jahre1946 trennte man sich bereits von dieser Sportgemeinschaft und gründete den BAC 46 Werries. Wie der Name BAC schon besagt, verlegte man das Schwergewicht der sportlichen Tätigkeit vom Ringen nun auf das Boxen. Auch hier fehlte es nicht an guten Kämpfern. Viele ältere Werrieser Bürger dürften sich noch an Namen wie „Bibi“ Korittke, „Hebbi“ Richter, „Bosch“ Paul, „Henni“ Luckner erinnern.

Doch erwies sich der Boxsport auf die Dauer zu kostspielig, der Verein sah sich gezwungen, diese Sportart einzustellen. Im Jahre 1954 wurde auf der Generalversammlung beschlossen, daß der Verein nicht mehr BAC 46 Werries heißen sollte sondern auf Grundlage des Arbeitersportvereins 22 nunmehr Kraft – Sportverein 1922 Werries.

Schwere Zeiten

Wie ältere Vereinsmitglieder berichten, war es eine schwere Zeit vor allem im finanziellen Bereich. Geräte und Matten mussten angeschafft werden, Anträge auf Unterstützung wurden von der Gemeinde Werries und vom Amt Rhynern abgelehnt. Also war die Opferbereitschaft der Mitglieder vorrangig, auch einige Unermüdliche „Motoren“ waren die Gebrüder Willi und Walter Schütze die den Verein sehr entscheidend mitgeprägt haben.

1955 ist die Abteilung Kunstkraftsport gegründet worden, auch die Boxer versuchten unter dem neuen Vereinsnamen noch einmal ein Comeback. Doch der erneute Versuch schlug wieder fehl, man musste einsehen, dass die finanziellen Belastungen einfach nicht tragbar waren.

Die Standbeine des Vereins waren nun die Ringer und die Kunstkraftsportler, eine kontinuierliche Aufbauarbeit begann.

Der Weg zum Siegertreppchen

Besonders die Kunstkraftsportgruppe des KSV 22 Werries machte schnell von sich reden, und das nicht nur in unserer Gemeinde. Werries wurde nicht nur regional bekannt, neben zahlreichen Westfalen- und Landestiteln gelang es denn „Zwei Cullanis“ Hein Lang und Waldemar Paris 1958 den Deutschen Meistertitel zu erringen. In der Dreierbesetzung mit Kurt Kull den „Drei Partellis“ wurde Platz 2 belegt.

1962 hatte die Klage gegen das ehemalige Deutsche Reich Erfolg. Der Verein erhielt von der Bundesregierung 4.058,98 DM an Wiedergutmachung. Dieses Geld wurde umgehend für die Beschaffung von Sportgeräten verwendet.

Die Ringerabteilung stand zunächst einige Jahre im Schatten der Kunstkraftsportler. Zwar konnte die Seniorenmannschaft in all den Jahren gute Plätze in der Westfalenklasse belegen, doch ein Aufstieg in eine höhere Leistungsklasse wollte nicht gelingen. Erst nachdem Heinz Grußdat das Training der Ringer übernommen hatte traten 1965 bei Einzelmeisterschaften Erfolge ein. Erstmalig in der Vereinsgeschichte stand ein Ringer des KSV 22 Werries auf dem Siegertreppchen. Heinz Dieter Renfert wurde bei den Junioren Westfalen-, Westdeutscher Meister und belegte bei den Deutschen Meisterschaften unter starker Konkurrenz einen vierten Platz. Reiner Bareiss wurde 1971 Deutscher Meister bei den Junioren in der Gewichtsklasse bis 81 kg.

Auch in der Mannschaft schlugen sich die guten Einzelleistungen nieder. In der Kampfsaison 1970 / 71 wurde der Aufstieg in die Westfalenliga geschafft.

Turbulente Zeiten

Pünktlich zum 50. Vereinsgeburtstag war der KSV 22 Werries e.V. auf seinem sportlichen Höhepunkt angelangt. Ringer wie Kunstkraftsportler sammelten erfolge und Titel wie andere Briefmarken. Die folgenden Jahre brachten allerdings auch Niederlagen, jedoch wurde beim KSV 22 Werries e.V. kontinuierlich auf den Leistungssport gesetzt. Bei den Ringern sollte diese Arbeit weiter Früchte tragen. Die Mannschaft des KSV 22 Werries e.V. schaffte 1978 den weiteren Aufstieg in die NW Landesliga Ost.

Hier zeigte der KSV 22 Werries e.V. jahrelang gute Leistungen, die mit guten Platzierungen im Mittelfeld der Landesliga Ost belohnt wurden.

In den folgenden Jahren gaben leider einige Aktive den Ringersport auf, so dass einige Gewichtsklassen nicht mehr besetzt werden konnten.
Dadurch hatte der KSV einige schwere Jahre zu überstehen. So kam es, daß man zu den Kämpfen nur mit sechs bis sieben Aktiven antrat, wodurch der Abstieg nicht mehr aufzuhalten war. 1983 stieg man endgültig von der Landesliga in die Westfalenliga, 1986 in die Westfalenklasse ab. 1988 hatte der KSV 22 Werries e.V. wieder eine gute Ringerstaffel zusammen und so wurde der Aufstieg in die Westfalenliga geschafft. Hier behauptet sich der KSV 22 Werries sehr erfolgreich und er belegt Platzierungen im oberen Tabellendrittel.

Erfolgreich unterwegs

Die Kunstkraftsportler hatten aufgrund der Verbandsstruktur des Schwerathletenverbandes NRW den Umbruch zur Sportakrobatik praktisch verschlafen. Bereits 1975 wurde der Deutsche Sportakrobatik Bund gegründet, allerdings ohne Mitgliedschaft NRW´s. Auch hier waren es wieder Sportler des KSV 22 Werries die die nötigen Impulse gaben damit Sportakrobatik auch in NRW Einzug halten konnte. Heinz-Dieter Renfert wurde Landessportwart, Klaus Wittenborg und Petra Grußdat ( Bender ) übernahmen die Trainingsarbeit. Der Unterschied zum Kunstkraftsport ist, weg von starren akrobatischen Elementen hin zur harmonischen Verbindung von Musik und logischen choreografischen Übergängen von einem akrobatischen Element zum anderen. Für unsere Trainer eine schwere Aufgabe. Doch dieser Aufgabe wurde sich gestellt. Unermüdlich war hier Klaus Wittenborg als Landes- und Vereinstrainer tätig, erhielt später Unterstützung von Richard Schewe und Edeltraut Degelmann. Nach vielen Westfalen- und Landestiteln 1982 erneut der Durchbruch auch in der Sportakrobatik.

Großer Jubel herrschte bei den Anhängern des KSV 22 Werries, denn bei der Deutschen Meisterschaften der Senioren und Junioren in der Sportakrobatik in Bous / Saarland wurde der „Dreier“-Damen Deutscher Meister 1982 in der Besetzung Margit Paul, Elke Paul, Doris Kösterke. Nach den „Zwei Culanis“ und Ilse Jarzyna, die in den 60er Jahren ebenfalls Deutsche Meisterschaft nach Werries holten, haben es die Werrieser Mädchen im zweiten Anlauf geschafft. NRW-Trainer Klaus Wittenborg hatte seine Schützlinge optimal vorbereitet, aber das dieses Trio die Meisterschaft erringen würde, daran hatte man in den kühnsten Träumen nicht gedacht.